Frankfurter Rundschau: Fair Reisen

16. Juni 2007

Insektenhotels bauen, Schwalbennester zählen

Wer nach Rügen in den Urlaub fährt, kann Strand und Seebad-Atmosphäre erleben, er kann Segeln oder auf den Spuren des Piraten Störtebekers wandeln. Oder aber, er setzt sich aktiv für den Naturschutz ein. Wie das geht? Seit zwei Jahren arbeitet die Appartementvermittlung Rügen (AVR) mit dem Naturschutzbund NABU und dem WWF zusammen- und lässt Urlauber unter Anleitung Schwalbennester zählen, Insektenhotels bauen und die Küstenqualität überprüfen. „Urlaubsranger“ dürfen sie die freiwilligen Ferienhelfer nennen. Statt Badetuch und Strandlektüre haben die umweltfreundlichen Feriengäste Ferngläser, Zähler und Strichlisten dabei. Auf dem „Seedüwel“, einem Motorsegler, erkunden sie die Having, einen besonders schutzwürdigen Teil des Greifswalder Boddens. Ihre Aufgabe: Sie sollen überprüfen, ob sich die Segelschiffe hier an die Fahrbegrenzungen halten, damit die Vögel im Schilf am Uferrand in Ruhe brüten und rasten können. Und zudem dokumentieren, welche Vogelarten sich im Bodden aufhalten- und wie viele. „Die Urlaubsranger führen Protokoll darüber, wann, wo und zu welcher Tageszeit die Tiere unterwegs sind, sie erfassen die Windrichtung und überlegen, weshalb die Vögel gerade an bestimmten Sellen anzutreffen sind“, erläutert Christian Zepf, der das in Deutschland bislang einmalige Projekt zeitweise koordiniert und betreut, „diese Protokolle fließen dann in die wissenschaftliche Arbeit der Naturschutzorganisation mit ein.“ Doch die Urlaubsranger kümmern sich nicht allein um den Schutz der Vögel. Unter Anleitung einer Biologin helfen sie auch die Überwachung der Wasserqualität. Sie entnehmen Proben aus verschiedenen Tiefen, die anschließend analysiert werden. Weit über 1000 Rügen-Besucher, so schätz Jens Otto, der Leiter des Programms „Discover Rügen“, zu dem das Urlaubsrangerangebot gehört, haben sich im vergangenen Jahr aktiv als Urlaubsranger betätigt. Damit auch Wiederholern nicht langweilig wird, kommen immer neue Scherpunkte hinzu. „In diesem Jahr kartieren wir erstmals auch die Vorkommen von Amphibien und Reptilien. Dabei kümmern wir uns insbesondere um seltene Krötenarten, wie die Knoblauchkröte, die Wechselkröte und die Kreuzkröte“ verrät Jens Otto. Ausgebaut werden soll in diesem Jahr auch die Zusammenarbeit mit der Verwaltung des UNESCO Biosphärenreservats Südost-Rügens und mit dem Meeresmuseum in Stralsund.

Rainer Heubeck

Artikel 16.06.2007- Frankfurter Rundschau

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