Seedüwel nach Rügen überführt
flo 9. Juni 2006
Büsum/Seedorf (ostSeh). Leicht dürfte es dem pensionierten Lehrer Gerd Weber aus Büsum an der Nordseeküste nicht gefallen sein, sich von seinem ‚Schätzken‘ zu trennen. Denn der 1938 erbaute Marinekutter namens Seedüwel hat ihn zehn Jahre auf der dortigen Bootswerft beschäftigt, wo der zwischenzeitlich traditionell mit Gaffel und Besan bestückte Zweimaster auf der Reparaturpier lag. Nun ist der Seedüwel, ursprünglich 1938 als zivil getarnter Marinekutter gebaut und gar im Krieg mit Flugabwehrgeschütz ausgestattet, nach seiner Zeit als Fischkutter und dem gerade noch umgangenen Schicksal des Abwrackens 1993 nochmals zu neuem Leben erweckt worden. Aus der Kuttergeschichte leitet sich wohl auch der etwas kriegerische Schiffsnamen in Anlehnung an das Kaperschiff des Grafen Luckner her. |
Die Büsumer Werner Kornwebel als Elektriker und Maschnist Martin Weber, die von zahllosen Bau-Einsätzen das Innenleben des Kutters kennen, fuhren daher nach über zehnjähriger Liegezeit die Strecke zur Sicherheit mit. Georg Heissler von der Appartmentvermittlung Rügen (AVR) und Mario Schmidt als Skipper (ehemals Weltumrunder auf Sposmoker) überführten mit einer kleinen Mannschaft den 17-Meter-Kutter vom bis zum 8. Mai von Büsum nach Seedorf. Dort soll er auch für die Appartementvermittlung Rügen (AVR) aus Göhren für die Neue Aktion Urlaubsranger mit Touristen die Having erkunden. Mit im Boot dann WWF und NABU. Gar nicht so unpassend die Konversion des frühren Marinekutters in der Zeit des allgemeinen Gedenkens vor diesem Hintergrund betrachtet, meinte auch ‚Smut Otto‘, der ebenfalls auf diesem Weg nach langer Reiseabstinenz sein heimatliches Rügen wieder auf dem Seeweg eroberte und sich in Göhren niederlässt.
Auf ihrer Fahrt über Kiel, LaBoe, den Nordostsee-Kanal und Fehmarnbelt bis Warnemünde, Stralsund und im letzten Schlag durch den Rügendamm nach Seedorf hatte die Besatzung doch die eine oder andere Aufgabe zu bewältigen. Man merkte, dass der Zweimaster mit klassischer Besegelung zwar zehn Jahre auf der Bootswerft lag, jedoch der 300 PS-Mecedesmotor wenig gelaufen war. Fünf Knoten im Schnitt schafft das 40 Tonnen-Schiff jedoch auch unter Segeln spielend, kann die neue Besatzung nun berichten. Und der Dieselverbrauch liegt auch dank der Windkraftanlage für Energie nur bei rund zehn Litern die Stunde.
Solche Nachrichten versüßen Gerd Weber seinen doch nicht ganz so leichten Abschied. Denn er bleibt in Büsum ohne sein kleines Lebenswerk zurück. Doch als Bonbon bleibt ihm, dass der erst einmal für zwei Jahre nach Rügen vercharterte Kutter immer für ihn bereit steht und er so auch erstmals nach Seedorf/Rügen in den neuen Heimathafen des Seedüwel kommen wird. Jetzt hat Weber ja Zeit dafür und kann begutachten, wie sich die Arbeit der letzten zehn Jahre mit seinen drei Söhnen im täglichen Einsatz bewährt. Und Geschäftsführer Georg Heissler ist nach dem Überführungsturn begeistert. „Es hat sich gelohnt, so lange nach einem Ersatz für unseren Kutter ‚Lütt Matten‘ zu suchen. Nun kommen die Umbauten für den Germanischen Lloyd und die SeeBG. Und dann kann das Projekt starten.“
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