Archiv für die Kategorie 'Allgemein'

Eine Handvoll Munition

29. Juli 2022

Heute suchten wir gerade einmal 30 Minuten lang am Strand von Göhren und hatten schon die Hände voller Donnerkeile. Der Donnergott Thor hätte wohl eine Haufen Munition auf unserer Handoberfläche gesehen. Es gibt nämlich die Sage, dass Thor mit seinen Hammer Donnerkeile durch die Wolken schmettert und dabei Blitz und Donner entstehen. Deswegen heißt der „Donner“-keil auch Donnerkeil. Besonders gut zu wissen ist, dass das tragen eines Donnerkeils als Amulett, die Träger*in vor Gewitter schützt, da ein Blitz nie zwei mal an derselben Stelle einschlägt. 

Leider sind Sage und Aberglaube wissenschaftlich nicht haltbar. Bei den Donnerkeilen handelt es sich um die Gehäusespitzen einer ausgestorbenen Gruppe von Kopffüßern, die unseren heute existenten Tintenfischen sehr ähnlich sahen. Die Tiere lebten vor ca. 70 Mio Jahren und wohnten, was das Erdzeitalter angeht, Haustür an Haustür mit den letzten Dinosauriern.

Zum Glück finden wir an unseren Stränden also nur die Überreste der Kopffüßer und müssen uns nicht Fragen, warum bei uns so viele heruntergefallene Donner und Blitze angespült werden. Es Gewittert hier nämlich nicht öfter als anderswo.

Wer ist die schärfste Pflanze auf der Düne?

30. Juni 2022

Heute präsentierten sich mehrere Pflanzen in den ausgefallensten Kleidern auf dem Laufsteg Düne. In den schärfsten Outfits zeigen sich Meersenf und Mauerpfeffer. Während der Meersenf auf ein dezentes Rosa setzt, erscheint der Mauerpfeffer im modernen Gelb. Beide folgen dem Trend der Dünenpflanzen: die Laubblätter sind dicklich fleischig mit Neigung zur Sukkulenz. Salzverträglich leben ist angesagt! Wasserverlust und -knappheit ein absolutes „No go“, deshalb haben beide Kandidaten ein weitreichendes Wurzelnetz. Auch in der Kategorie „trickreiche Verbreitung“ können beide Teilnehmer punkten. Der Mauerpfeffer lässt sich von beutesuchenden Vögeln an neue Standorte katapultieren oder seilt sich in Hanglage todesmutig in unentdeckte Gefilde ab. Im Gegensatz dazu kooperiert der Meersenf mit den Herbststürmen – diese reißen entweder den oberen Teil der Frucht ab und lassen ihn in der Nähe liegen oder sie lösen geradewegs die gesamte Pflanze vom Boden und treiben sie als Steppenroller über den Strand. Manchmal geht es dann sogar per „Wassertransport“ in neue Regionen. Welche Pflanze wirklich schärfer ist, ist Ansichtssache. Der Meersenf kann mit seinem scharfen, senfartigen Geschmack und viel Vitamin C sowohl im gekochten, als auch im rohen Zustand überzeugen. Der Mauerpfeffer ist hingegen mit Vorsicht zu genießen. Zwar wurde er schon zu frühen Zeiten als Salatgewürz und Heilpflanze verwendet, allerdings enthält er leichte Giftstoffe. Menschen mit einem empfindlichen Magen sollten es nicht mit dem scharfen Mauerpfeffer aufnehmen. Nicht, dass sie noch eine „gepfeffert“ kriegen.

Wer ist hier gefährlich?

8. Juni 2022

„Achtung! Achtung! Ich bin nicht zum Verzehr geeignet! Ich wiederhole, ich bin nicht zum Verzehr geeignet!“ So oder so ähnlich warnte mich der Gemeine Widderbock, damit ich ihn nicht verspeise. Dabei hatte ich das gar nicht vor. Für andere Fressfeinde ist das schwarz-gelbe Kleid jedoch eine eindeutige Botschaft. Der Gemeine Widderbock ahmt nämlich das Warnsignal der Wespen nach, denn so wirklich gefährlich wird der Widderbock – auch Wespenbock genannt – nicht. Ziemlich raffinierte Abschreckungstaktik! Und anscheinend wirkt sie ganz gut. Der Gemeine Widderbock kommt überall in Deutschland vor und ist dabei nicht selten. Dieses Exemplar hier trieb sich auf den Bürgersteigen Göhrens herum, als ich zu einer Wanderung aufbrechen wollte. Am wohlsten fühlen sich die Käfer jedoch auf Doldenblütlern, Weißdorn und an Totholz von Laubbäumen. Die Larven entwickeln sich anfangs zwischen Borke und Holz und fressen sich dann immer tiefer ins Holz hinein. Ganze zwei Jahre geht das so bis sie endlich Erwachsen sind.

Zwar nicht in einen gelb-schwarzen Mantel gehüllt, aber ebenfalls kaum zu übersehen ist der Violette Ölkäfer, auch Blauer Maiwurm genannt. Der Hinterleib dieser flugunfähigen Käfer ist so groß, dass die verkürzten Flügeldecken ihn kaum bedecken. Innerhalb des Hinterleibes können sich im Extremfall bis zu 10.000 Eier befinden! Ihren Nachwuchs und ihr Leben verteidigen die Ölkäfer mit Hilfe eines Giftes, das sie aus Poren an ihren Beingelenken austreten lassen können. Ebendort bilden sich oftmals „Öltröpfchen“, denen der Käfer seinen Namen verdankt. Diesen „Öltröpfchen“ will mensch nicht zu nahe kommen! Das Gift Cantharidin wirkt so stark, dass es früher in der Medizin und für Giftmorde verwendet wurde. Aber nicht nur das Gift macht den Violetten Ölkäfer interessant. Sein Leben ist äußerst ereignisreich. Das Dasein des Käfers beginnt als Ei im Boden in Gegenwart mehrerer tausend Geschwister. Als Larven verlassen diese den Boden und erklimmen die Blütenstände. Dort warten sie auf verschiedene Wildbienenarten, die sie gefälligst mit zu ihrem neuen Zuhause nehmen sollen! Das klappt nicht immer. Die Verlustraten sind hoch. Falls eine geeignete Wildbiene vorbei kommt wird sich wagemutig an deren Bein festgeklammert, um sich zu ihrem Nest transportieren zu lassen. Dort angekommen fressen die Käferlarven die gesamte Vorratskammer samt Larve der Solitärbiene auf und verpuppen sich. Zwischen März bis Mai des nächsten Jahres schlüpft dann der fertige „Maiwurm“. Einige davon sind gerade am Waldrand des Göhrener Höfts in Höhe des alten Postweges nach Middelhagen unterwegs. 

Gelb, gelb, gelb sind alle meine Kleider

1. Juni 2022

Gelb, gelb, gelb ist alles, was ich seh’…

Ob Federkleid oder Blütenkleid, auf der heutigen Wanderung durch das Mönchgut sprang mir die Farbe etliche Male ins Auge. Den Anfang machte der Besenginster, der sich auf dem Fliegerberg in voller Blütenpracht zeigte. Obwohl der Besenginster das Monem „-ginster“ in sich trägt, gehört er nicht zur Gattung Ginster, sondern zum Geißklee. Der Rest des Namens führt uns nicht in die Irre. Aus den Zweigen des Strauches wurden früher tatsächlich Besen gefertigt. Hasen und Rehwild nutzen die Besenheide aber nicht zum fegen, sie „verputzen“ stattdessen die Sprosse der Pflanze ungeachtet der giftigen Alkaloide. Auch 57 Schmetterlingsarten laben sich an dem Grün und nutzen es als Raupenfutter. Für Hummeln und mehrere Wildbienenarten sind hingegen die Blüten interessanter. Übrigens… wenn Sie sich mehr Biodiversität im eigenen Garten wünschen, ist der Besenginster ein guter Verbündeter!

Am Fuße des Besenginsters öffnet täglich das Mausohr-Habichtskraut von 8:00 – 15.00 seine gelben Blüten. Allerdings wirkt die kleine Rosettenpflanze nur für uns Menschen gelb. Für ihre Bestäuber, zum Beispiel die Zottelbiene, erscheint die Blüte zweifarbig. Der Grund hierfür findet sich in den Randbereichen der Blüten, die im Gegensatz zum Rest des Blütenkorbes UV-Licht reflektieren. Die Schirmchenflieger, die sich im Anschluss mit der Samenbildung in der Blüte entwickeln, können bis zu 10 km weit fliegen! Unglaublich, oder? Verwendung findet das kleine Habichtskraut u.a. als Augenarznei, was dem Kraut seinen Namen einhandelte. Der Sage nach sollen Habichte mit dem Milchsaft der Pflanze ihre Augen schärfen. Auch die Enden der Zungenblüten erinnern an Habichtsschwingen. 

Ganz anders kam der Große Klappertopf zu seinem Namen, der mir am Fuße des Schafberges und den angrenzenden Feuchtwiesen ins Auge stach. Die lockeren, reifen Früchte klappern bei Wind auffallend laut im Blütenkelch bzw. „-topf“ der Pflanze. Jetzt blüht der Halbschmarotzer jedoch noch zitronengelb und wird, wie der Besenginster, überwiegend von Hummeln bestäubt. Klappertopfarten zapfen mit speziellen Wurzeln (Haustorien) die Wurzelsysteme benachbarter Pflanzen an und entnehmen dort hauptsächlich größere Mengen Wasser. Landwirte tauften die Klappertöpfe deshalb auf die Namen „Milchdieb“ oder „Milchschelm“, da Gräser in ihrer Nähe weniger gut gedeihen. Trotz seiner raffinierten Lebensweise ist der Große Klappertopf in Deutschland inzwischen selten geworden und steht auf der Roten Liste der bedrohten Blütenpflanzen.

Etwas abseits des Großen Klappertopfes auf dem Schafberg steht die Weiße Schwalbenwurz, deren Blüten heute gelblichweiß dreinschauen. Die Weiße Schwalbenwurz ist die einzige heimische Vertreterin der Seidenpflanzengewächse, die ansonsten größtenteils in den Tropen zu finden sind. Auch ihre Blüte hat eine Besonderheit! Sie versprüht einen fischartigen Geruch, durch den besonders Fliegen angezogen werden. Machen diese bei ihren Besuch eine falschen Schritt, gehen sie in die „Klemmfalle“. Beim Versuch sich zu befreien wird der Klemmkörper mitsamt den daran fixierten Pollen herausgezogen. Eine raffinierte Art, sich die Blüten bestäuben zu lassen! 

Für den letzten gelben Farbklecks auf der Wanderung sorgte die Schafstelze, die heute in unseren offenen Kulturlandschaften beheimatet ist, da ihr ursprünglicher Lebensraum, die Feuchtwiesen, immer mehr verschwindet. Damals wie heute macht sie auf dem Mönchsgut ihrem Namen alle Ehre und „stelzt“ auf der Suche nach Nahrung den Weidetieren nach.

Pilz + Alge = Flechte?

24. Mai 2022

Die Wissenschaft hat lange gebraucht, um festzustellen, was Flechten eigentlich sind. Pflanzen? Pilze? Ja und Nein. Sie sind beides! Meist leben Grünalgen, seltener Blaualgen mit einem Pilz in einer symbiotischen Lebensgemeinschaft. Der Pilz schützt das Geflecht vor Austrocknung und Tierfraß. Seine pflanzliche Partnerin versorgt die beiden Unzertrennlichen mit ihren per Fotosynthese selbst gemachten Kohlenhydraten. Solche Lebensgemeinschaften tun sich weltweit in etwa ca. 25.000 Arten zusammen. Viele von ihnen geben sich mit den unwirtlichsten Standorten zufrieden – selbst ein frei liegender Fels genügt häufig. Eine der Partnerinnen allein könnte das dagegen kaum wuppen. Erst zusammen werden sie zu Überlebenskünstlerinnen.

Dabei machen sie einiges anders als die uns bekannten höheren Pflanzen und halten sich zum Beispiel nicht an die Vegetationsperiode. Stattdessen sind sie zu allen Jahreszeiten gegenwärtig. Zudem haben sie die merkwürdigsten, ungewöhnlichsten und wunderschönsten Formen und Farben, die wir uns nur vorstellen können. Es lohnt sich unseren unauffälligen und konstanten Begleiter einmal näher zu betrachten! Hier auf Rügen sind die faszinieren Gebilde überall zu finden! Denn wie heißt es so schön? Es sind die kleinen Dinge im Leben, die glücklich machen!

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Ja, Moin!

18. Mai 2022

Jetzt habe ich schon den ersten Blogeintrag geschrieben, ohne mich richtig vor zu stellen, so sehr hat es mir in den Fingern gejuckt. Ich bin Jenni Duckwitz und die Urlaubsrangerin für die neue Saison 2022. Ich habe an der Universität Greifswald „Landschaftsökologie und Naturschutz“ studiert und mich dabei in die Gewässerökologie verguckt. In einen Praktikum am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung schaute ich mir u.a. die Goldlöckchen am Po von Pilaria und die Kiemen von Eintagsfliegen an. Um genau zu sein beschäftigte ich mich mit Makrozoobenthos. Als Makrozoobenthos werden alle wirbellosen tierschen Organismen bezeichnet, die die Gewässersohle besiedeln. Um den Bogen perfekt zu machen schrieb ich meine Bachelorarbeit über Makrophyten (Wasserpflanzen). Aber auch die Landpflanzen, Amphibien und Vögel haben mir es angetan. Wenn ihr also jemanden seht, der knietief im Tümpel steht oder mit einem Fernglas den Himmel absucht, sprecht mich gerne an und wir gucken zusammen!

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Letzte Robbenexpedition für 2021

21. Oktober 2021

In dieser Woche fanden die letzten Robbenfahrten statt und somit ist es an der Zeit die Ergebnisse etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Auch wenn das langjährige Citizien-Science Projekt diese Saison Korona-bedingt kurz ausgefallen ist, durften wir zusammen mit der Weißen Flotte 16 mal zum Großen Stubber fahren. In dem Zeitraum von 26.07 bis 21.10.2021 haben wir insgesamt 30 und im Durchschnitt 1 – 2 Ostsee-Kegelrobben gesichtet. Da wir auch viele stürmische Tage hatten, sind 10 Robbenfahrten ausgefallen. Letztes Jahr wurden im Durschnitt 5-6 Ostsee-Kegelrobben gesichtet. In dem folgenden Diagramm ist die Anzahl der Ostsee-Kegelrobben für die Saision 2021 sowie die ausgefallen Fahrten in gelb-hinterlegt zu sehen.

Abschließend können wir sagen, dass wir diese Saison nicht sehr viele Ostsee-Kegelrobben beobachten konnte. Unsere gesammelten Daten werden nun weitergeleitet an unsere Partner: UNESCO Biosphärenreservat Südost-Rügen, Deutsches Meeresmuseum Stralsund, Bundesamt für Naturschutz und Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie.   

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Willkommen zum 8. Rügener Aktivherbst.

12. Oktober 2021

Die Insel Rügen lädt vom 02. Oktober bis 23. Oktober 2021 zu spannenden Radtouren und vielfältigen Sportaktivitäten ein. Es ist Zeit an uns zu denken und die Natur zu erleben. Die Wanderung Perd zu Perd ist ein Strandspaziergang von Göhren bis Thiessow. Der Panoramablick über die Halbinsel Mönchgut von der Kirche Göhren ist unser Startpunkt.  Wir werden nicht nur die leeren Bruthöhlen von den Uferschwalben begutachten, sondern auch den Lobbe Hacken umrunden. Die Uferschwalben sind schon wieder in ihre Winterquartiere geflogen. Auf der Wanderung werden wir die verschiedenen Muschel- und Algenarten kennenlernen. Unser Ziel ist der Lotsenturm am Südperd um nochmal zurückzublicken, wo wir Frühs losgelaufen sind. Also wenn Du Freude am Wandern hast und die gute Meeresluft atmen möchtest, begleite mich auf der Wanderung Perd zu Perd. 

Quelle: https://www.ruegen.de/aktiv-und-natur/wandern/aktivherbst#/aktivherbst-de/?widgetToken=96Blrz558oc.&

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