Archiv für die Kategorie 'Standpunkt'

Interview mit der UrlaubsRanger-Familie Funke

22. August 2006

Das vierte Mal ist Familie Funke aus Georgsmarienhütte bei Osnabrück nun schon auf Rügen – Göhren haben die Funkes zuletzt im Jahr 2000 besucht. Doch ihr diesjähriger Sommerurlaub im Family Club ist außergewöhnlich. Warum Petra, Jörg, Marie und Julia Funke die Insel und das Biosphärenreservat Südost-Rügen in diesem Jahr aus einem ganz neuen Blickwinkel erleben, haben sie uns beim Beach Camp-Grillabend am Lagerfeuer erzählt:

Familie Funke_Goehren_22.08.06.jpg.jpg

Genießen ihre Zeit im Family Club – Julia (9), Marie (8), Petra und Jörg Funke. Foto: Katharina Grund

FC: Sie haben ja schon einige UrlaubsRanger-Veranstaltungen besucht. Welche hat Ihnen denn besonders gut gefallen?

Petra Funke: Wir haben zum Beispiel bei der Fledermausnacht mitgemacht, das war sehr spannend. Dann waren wir bei der Uferschwalbenexkursion dabei – auch sehr interessant. Man geht jetzt mit ganz anderen Augen am Südstrand entlang, man guckt jedes Mal nach oben – sind die Schwalben da oder nicht? Früher hätte man sich nur gefragt: Was sind das denn für Löcher.

FC: Hat das UrlaubsRanger-Programm des Family Club Ihre Entscheidung nach Göhren zu kommen beeinflusst?

Jörg Funke: Als wir hier angerufen haben, haben wir einen Prospekt zugeschickt bekommen und da stand dann alles über die UrlaubsRanger drin, die ganzen Angebote. Da haben wir kurz überlegt und haben gesagt: Das ist es. Das machen wir dieses Jahr, da haben die Kinder mit Sicherheit auch Interesse daran und bislang ist es bei ihnen auch sehr gut angekommen.

FC: Denken Sie, dass Ihre Kinder auf lange Sicht von Ihrer Zeit als UrlaubsRanger profitieren?

Petra Funke: Ja, die gehen mit anderen Augen zum Beispiel am Strand entlang. Die haben sehr viel gelernt. Vor allem unsere große Tochter ist sehr wissbegierig und neugierig und die findet das schon sehr spannend. Erleben und Lernen gehören ja irgendwo zusammen.

FC: Denken Sie, dass Sie Rügen ohne das UrlaubsRanger-Programm genauso intensiv erlebt hätten?

Jörg Funke: Wir hätten uns das vielleicht selbst auch alles angeguckt, aber wir hätten nicht so viel erklärt bekommen. Allein schon dieser Vortrag vom Jens bei der Fledermausnacht, die eine Stunde, das war super. Der hat das super vorgetragen und es war für die Kinder sehr verständlich. Alle Kinder haben sehr gut zugehört und auch viele Fragen gestellt.

Petra Funke: Am nächsten Abend waren wir dann noch mal an der Kirche und da waren dann auch Fledermäuse, die sind uns um den Kopf geflogen, ganz nah!

Jörg Funke: Im Vorjahr waren wir da oben schon mal und das war auch schön, aber an Fledermäuse hat man damals irgendwie gar nicht gedacht.

FC: Wären die „UrlaubsRanger“ für Sie ein Grund nächstes Jahr wieder nach Göhren zu kommen?

Jörg Funke: Also, unsere Überlegungen im Moment laufen darauf hinaus, dass wir wiederkommen – erstmal wegen Rügen allgemein, aber auch wegen der UrlaubsRanger.

22.08.2006

Das Interview führte Katharina Grund / Urlaubsranger UNESCO Biosphärenreservat Süd-Ost Rügen (www.urlaubsranger.de)

  • Standpunkt
  • Kommentare deaktiviert für Interview mit der UrlaubsRanger-Familie Funke

Kein Delfinarium auf Rügen

21. August 2006

Am Horizont ragt winzig klein wie eine Nähnadel der Leuchtturm von Kap Arkona in den blauen Morgenhimmel. „Ein Delfin würde das Kap von hier aus in zehn Minuten erreichen“, erklärt der Meeresbiologe Karsten Brensing von der Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS), einer der weltweit größten Wal- und Delfinschutzorganisationen.

Er steht mit seinen Mitstreitern am Sporthafen von Glowe. In dem kleinen Ort im Nordosten der Insel Rügen soll ein Delfinarium entstehen. Bereits seit Mitte letzten Jahres arbeiten die Firmen Nature Project GmbH und Delphimar an der Genehmigung für dieses Projekt – bisher ohne Erfolg. Fünf Große Tümmler sollen die Besucher des Delfinariums auf dem ehemaligen Gelände des Radiosenders „Rügen Radio“ mit Kunststücken unterhalten und als tierische Therapeuten arbeiten. Dabei würden die Delfine Patienten behandeln, in den meisten Fällen Kinder, die an Krankheiten wie etwa Autismus oder Magersucht leiden.

Projektgegner gibt es viele: Knapp 20 verschiedene Natur- und Tierschutzorganisationen sprechen sich gegen den Bau des Delfinariums aus – darunter die WDCS, Pro Wildlife und der Naturschutzbund (NABU). In Glowe hat sich Ende Juli ein bunt gemischtes Team zu einer Protestaktion zusammengefunden. Auch die UrlaubsRanger des Family Club im Ostseebad Göhren beziehen eine klare Position: „Wir sind heute dabei, weil wir unsere Gäste mit dem UrlaubsRanger-Projekt für die Natur sensibilisieren wollen. Das Delfinarium steht diesem Konzept entgegen“, betonen Melanie Schröder und Katharina Grund.

Protest_Delfinarium_UrlaubsRanger_21.07.06.jpg

UrlaubsRangerin Melanie Schröder auf Stimmenfang am Strand von Glowe – Die Mehrheit der Urlauber sprach sich gegen den Bau des Delfinariums aus. Foto: Andreas Küstermann

Anschließend sind sie am Strand unterwegs und fangen ein, was die Sommergäste vom Bau eines Delfinariums in Glowe halten. Nach etwa dreieinhalb Stunden sind die Listen gefüllt mit Unterschriften, das Ergebnis ist eindeutig: Mehr als 80 Prozent der Befragten sprechen sich gegen das Projekt aus. „Wir wollen, dass es hier so beschaulich bleibt wie es ist, sonst kommen wir nicht mehr wieder“, meinen fünf junge Berliner. Ein schwer erfüllbarer Anspruch, soll das Delfinarium doch mit etwa 1500 Plätzen eine Art Amphitheater werden, das täglich wahre Menschenmassen nach Glowe lockt.

Karsten Brensing betrachtet das Projekt aus der Sicht der Delfine. „Es ist unmöglich, Delfine in Gefangenschaft artgerecht zu halten“, sagt der Experte. Tiere, die in freier Wildbahn täglich bis zu 250 Kilometer zurücklegen und 500 Meter tief tauchen wären in Glowe in einem nur etwa 30 Meter langen und fünf Meter tiefen Betonbecken untergebracht. Woher die fünf Großen Tümmler kommen sollen ist noch immer unklar. Noch ist es nicht gelungen Delfine in Gefangenschaft nachzuzüchten – ein Beleg dafür, dass die Tiere nicht artgerecht gehalten werden können.

Eine Studie der International Marine Mammal Association aus dem Jahre 1997 belegt, dass zahlreiche Wal- und Delfinarten in Gefangenschaft eine wesentlich geringere Lebenserwartung haben als in der freien Wildbahn. Schwertwale etwa, die auch zu den Delfinen gehören, werden in Gefangenschaft durchschnittlich weniger als zehn Jahre alt. Frei lebende Artgenossen hingegen erreichen das dreifache Alter, während weibliche Schwertwale sogar um die 80 Jahre lang leben können.

In Gefangenschaft sind die Tiere einer Vielzahl von Belastungen ausgesetzt: Dazu gehören etwa Lärm, der durch permanent laufende Umwälzpumpen entsteht, Reizungen von Haut und Augen, da das Wasser aus hygienischen Gründen gechlort wird und eine unnatürliche Ernährung mit tief gefrorenem, anstatt mit lebendem Fisch. Zudem werden die Tiere aus ihren Gruppen herausgerissen und in sozialer Isolation gehalten, die für sie eine starke psychische Belastung bedeutet. „Es ist an der Zeit, dass sich Gesellschaft und Entscheidungsträger bewusst werden, dass es nicht mehr zeitgemäß ist, diese hoch entwickelten Meeressäuger in Gefangenschaft zu halten,“ äußerte sich Nicolas Entrup, Geschäftsführer der WDCS, zum Tod der vier Tiere, die seit Mai 2006 im Nürnberger Delfinarium gestorben sind.

Fünf von neun Delfinarien wurden in Deutschland bereits geschlossen. „Delfinarien-Betreiber suchen deshalb nach einer neuen Rechtfertigung ihres Geschäftsmodells“, meint Karsten Brensing. Dieses Argument könnte die Delfintherapie sein, befürchtet der Meeresbiologe. Weltweit nimmt die Zahl der Delfintherapien zu und viele Eltern, vor allem psychisch oder geistig erkrankter Kinder, setzen ihre letzte Hoffnung in die Delfine. Die Tiere übernehmen vermutlich eine Art Eisbrecherfunktion und machen die Patienten zugänglich für Folgetherapien.

Delfine sind jedoch nicht unbedingt bessere Therapeuten als Hunde oder Pferde. Zumindest gibt es hierfür bislang keine wissenschaftlich haltbaren Nachweise. Auch der langfristige Erfolg der sehr kostspieligen Delfintherapie ist umstritten. Die Risiken, die für Mensch und Tier aus der Delfintherapie entstehen seien hingegen groß und müssten nicht sein, ist Karsten Brensing überzeugt. „Delfine sind Raubtiere, keine Kuscheltiere“, mahnt der Experte.

Der Kontakt mit Menschen bedeutet für die Tiere Stress – eine Reaktion, die auch für die Patienten gefährlich werden kann. In den letzten Jahren wurden bereits mehrere Fälle aggressiven Verhaltens von Delfinen gegenüber Besuchern von Wasserparks dokumentiert. Hinzu kommt das Risiko der Krankheitsübertragung vom Delfin auf den Menschen und umgekehrt. So erschmecken die Tiere beispielsweise ihre Artgenossen im Wasser und geben deshalb im Minuten- bis Sekundentakt Fäkalien ab. Dabei ist gesetzlich vorgeschrieben, dass das Wasser in Schwimmbädern Trinkwasserqualität haben muss – eine Vorgabe, die unter diesen Bedingungen schwer einzuhalten ist.

Am späten Nachmittag kommen die Teilnehmer der Protestaktion noch einmal zusammen. „Da haben wir ein schönes Ergebnis“, kommentiert Karsten Brensing die Unterschriftenaktion am Strand von Glowe. Auch die UrlaubsRanger sind zufrieden. Dennoch heißt es für sie wie auch für WDCS, NABU und die anderen weiter Augen und Ohren offen zu halten, denn für Nature Project und Delphimar ist das Projekt Delfinarium in Glowe noch längst nicht vom Tisch.

21.08.2006

Katharina Grund / Urlaubsranger UNESCO Biosphärenreservat Süd-Ost Rügen (www.urlaubsranger.de)

  • Standpunkt
  • Kommentare deaktiviert für Kein Delfinarium auf Rügen

Interview mit der UrlaubsRangerin Shannon Krenkrel

17. August 2006

Zu Hause in Leipzig treibt sie sich oft stundenlang im Wald oder am See herum und beobachtet Schwäne, Wildgänse und andere Tiere. Die neunjährige Shannon Krenkel ist beigeistert von der Natur und schon beinahe Stammgast beim UrlaubsRanger-Programm des Family Club (FC). Heute begibt sie sich mit Claudia Lein und dem Schwalbenexperten Dr. Neumann vom Naturschutzbund (NABU) auf Uferschwalbenexkursion. Ausgerüstet mit Fernglas, Bestimmungsbuch und einem Klemmbrett mit Forscherunterlagen lauert das Mädchen den kleinen schwarz-weißen Vögeln vor den Steilwänden am Göhrener Südstrand auf. Anschließend erzählt sie uns, was es für sie bedeutet ein UrlaubsRanger zu sein:

FC: Hast du außer der heutigen Uferschwalbenexkursion schon andere UrlaubsRanger-Programme mitgemacht seit du hier in Göhren bist?

Shannon: Also, ich habe schon ganz viel mitgemacht: die Schwalbenralley, heute die Uferschwalben, dann war ich bei der Fledermausnacht dabei und beim Wildnisabenteuer. Ach ja, und dann habe ich auch noch Nistkästen für die Schwalben gebaut und da habe ich auch einen Stempel in meinen JuniorRanger-Pass gekriegt.

Uferschwalben_17.08.06 004.jpg

UrlaubsRangerin Shannon in ihrem Element – ausgerüstet mit Bestimmungsbuch und Fernglas ist sie den Uferschwalben auf der Spur. Foto: Katharina Grund

FC: Was hast du denn heute bei deiner Uferschwalbenexkursion erlebt?

Shannon: Ich habe gesehen, wie die sich verteidigen. Die machen das als Gruppe. Es gibt ja auch Vögel, die das eher alleine machen. Aber bei den Uferschwalben ist das so, wenn die Junge haben, dann wehren die sich in Gruppen gegen Feinde.

FC: Und das hast du heute hautnah erlebt?

Shannon: Ja, das habe ich beobachtet. Die haben einen Raben verjagt!

FC: Würdest du alleine auch zu den Steilwänden gehen, um die Uferschwalben zu beobachten?

Shannon: Würde ich machen. Aber alleine macht das eben nicht so viel Spaß wie wenn noch andere mitkommen und dabei auch noch was über die Tiere erzählen.

FC: Was berichtest du denn deinen Freunden über deinen Rügen-Urlaub, wenn du wieder zu Hause bist?

Shannon: Wir erzählen im Heimatkundeunterricht immer, was wir so über die Ferien erlebt haben. Und da werde ich erzählen, dass es beim Family Club einen JuniorRanger-Pass gab und ich ein Ranger geworden bin. Da konnte man so Sachen mitmachen wie Schwalbenralley, Abenteuer im Wald oder Nistkästen bauen. Da habe ich eigentlich alles mitgemacht, was ich erklammern konnte. Die Nistkästen, die ich hier gebaut habe werden bestimmt gleich bewohnt sein, wenn ich sie zu Hause aufhänge.

FC: Was findest du am besten daran ein JuniorRanger zu sein?

Shannon: Dass man sein Wissen weitergeben kann und man oft ganz neue Sachen erfährt, auch wenn man sich vorher schon mit den Tieren beschäftigt hat.

FC: Was meinst du mit „Wissen weitergeben“?

Shannon: Dass man anderen Leuten erzählt, wie man sich verhalten sollte, wenn man Tieren begegnet.

Uferschwalben_17.08.06 006.jpg

Das Gefühl ein echter Forscher zu sein – Shannon will alles über die Uferschwalben erfahren. Foto: Katharina Grund

FC: Und das hast du hier im Family Club gelernt?

Shannon: Ja. Ich habe gesehen wie die Animateure das machen.

FC: Wenn du wieder nach Göhren in den Urlaub kämst, welchen Programmpunkt würdest du dann am liebsten noch einmal mitmachen?

Shannon: Kommt darauf an – es gibt viel. Ich würde versuchen ganz viel mit reinzubringen. Fledermausnacht war zum Beispiel toll.

FC: Woran erinnerst du dich als erstes, wenn du an die Fledermausnacht denkst?

Shannon: Wie die sich verständigen und die Rufe hören. Und dass Fledermäuse, die im Wald leben viel größere Ohren haben als die, die auf dem Land leben.

FC: Und was war das dann für ein Gefühl als ihr die Feldermäuse oben bei der Göhrener Kirche beobachtet habt?

Shannon: Das war einfach cool, weil du siehst die dann fliegen. Vorher hast du die nur auf Bildern gesehen.

FC: Und gehört habt ihr sie ja auch, oder?

Shannon: Ja, weil der Jens ja so einen Batdetektor hat.

FC: Und wie hören sich die Fledermäuse an?

Shannon: Also bei der Zwergfledermaus ist das wie wenn Wassertropfen runterfallen (macht das Geräusch nach).

FC: Würdest du nächstes Jahr gern wiederkommen?

Shannon: Ja, sowieso.

17.08.2006

Das Interview führte Katharina Grund / Urlaubsranger UNESCO Biosphärenreservat Süd-Ost Rügen (www.urlaubsranger.de)

  • Standpunkt
  • Kommentare deaktiviert für Interview mit der UrlaubsRangerin Shannon Krenkrel