Zum zweiten Mal kam heute ein Grünes Heupferd zu Besuch ins Beachcamp. Es muss ihm hier wirklich gut gefallen. Das Grüne Heupferd wird zudem Großes Heupferd genannt oder, von Leuten, die sich nicht entscheiden wollen, Großes Grünes Heupferd. Wenn es mit Grüne Laubheuschrecke angesprochen wird, ist es jedoch auch zufrieden – obwohl die Ähnlichkeit des Kopfprofils mit einem Pferdekopf nicht zu leugnen ist! Allerdings frisst das grüne Heupferd nur ungern Heu oder grüne, „gesunde“ Dinge. Wenn das schlechte Gewissen es doch packt, dann vertilgt es höchstens weiche krautige Pflanzen. Viel lieber jedoch geht es auf Insektenjagd. Seine Leibspeise – Blattläuse! Hätte man von einem der größten Vertreter der Familie der Insekten in Mitteleuropa gar nicht vermutet.
Genauso ungewöhnlich ist die Position der Ohren des grünen Heupferds, oder besser gesagt, seines Hörorgans. Das sitzt nämlich in den Schienen der Vorderbeine. Damit können vor allem die Weibchen die Männchen aus einer Entfernung von 100-150 m hören. Die Männchen haben zum Anlocken der Weibchen ein ganzes eignes Organ – das Stridulationsorgan. Damit wird von Nachmittag an bis tief in die Nacht ordentlich gezirpt. Je wärmer die Umgebungstemperatur, desto schneller wird musiziert und desto kleiner werden die musikalischen Pausen. Um andere Männchen im Zirpen zu übertrumpfen, werden sich Singwarten gesucht. Das können Sträucher, Bäume oder das Zelt des Beachcamps sein. Übrigens wurde jeweils ein Weibchen und ein Männchen gesichtet. Ich glaube, im Beachcamp liegt Liebe in der Luft!
Heute suchten wir gerade einmal 30 Minuten lang am Strand von Göhren und hatten schon die Hände voller Donnerkeile. Der Donnergott Thor hätte wohl eine Haufen Munition auf unserer Handoberfläche gesehen. Es gibt nämlich die Sage, dass Thor mit seinen Hammer Donnerkeile durch die Wolken schmettert und dabei Blitz und Donner entstehen. Deswegen heißt der „Donner“-keil auch Donnerkeil. Besonders gut zu wissen ist, dass das tragen eines Donnerkeils als Amulett, die Träger*in vor Gewitter schützt, da ein Blitz nie zwei mal an derselben Stelle einschlägt.
Leider sind Sage und Aberglaube wissenschaftlich nicht haltbar. Bei den Donnerkeilen handelt es sich um die Gehäusespitzen einer ausgestorbenen Gruppe von Kopffüßern, die unseren heute existenten Tintenfischen sehr ähnlich sahen. Die Tiere lebten vor ca. 70 Mio Jahren und wohnten, was das Erdzeitalter angeht, Haustür an Haustür mit den letzten Dinosauriern.
Zum Glück finden wir an unseren Stränden also nur die Überreste der Kopffüßer und müssen uns nicht Fragen, warum bei uns so viele heruntergefallene Donner und Blitze angespült werden. Es Gewittert hier nämlich nicht öfter als anderswo.
Heute präsentierten sich mehrere Pflanzen in den ausgefallensten Kleidern auf dem Laufsteg Düne. In den schärfsten Outfits zeigen sich Meersenf und Mauerpfeffer. Während der Meersenf auf ein dezentes Rosa setzt, erscheint der Mauerpfeffer im modernen Gelb. Beide folgen dem Trend der Dünenpflanzen: die Laubblätter sind dicklich fleischig mit Neigung zur Sukkulenz. Salzverträglich leben ist angesagt! Wasserverlust und -knappheit ein absolutes „No go“, deshalb haben beide Kandidaten ein weitreichendes Wurzelnetz. Auch in der Kategorie „trickreiche Verbreitung“ können beide Teilnehmer punkten. Der Mauerpfeffer lässt sich von beutesuchenden Vögeln an neue Standorte katapultieren oder seilt sich in Hanglage todesmutig in unentdeckte Gefilde ab. Im Gegensatz dazu kooperiert der Meersenf mit den Herbststürmen – diese reißen entweder den oberen Teil der Frucht ab und lassen ihn in der Nähe liegen oder sie lösen geradewegs die gesamte Pflanze vom Boden und treiben sie als Steppenroller über den Strand. Manchmal geht es dann sogar per „Wassertransport“ in neue Regionen. Welche Pflanze wirklich schärfer ist, ist Ansichtssache. Der Meersenf kann mit seinem scharfen, senfartigen Geschmack und viel Vitamin C sowohl im gekochten, als auch im rohen Zustand überzeugen. Der Mauerpfeffer ist hingegen mit Vorsicht zu genießen. Zwar wurde er schon zu frühen Zeiten als Salatgewürz und Heilpflanze verwendet, allerdings enthält er leichte Giftstoffe. Menschen mit einem empfindlichen Magen sollten es nicht mit dem scharfen Mauerpfeffer aufnehmen. Nicht, dass sie noch eine „gepfeffert“ kriegen.
Heute krabbelte mir rund um Göhren einiges über die Füße. Den Anfang machte ein Käfer, der mich stark an einen Hirschkäfer erinnerte. Aber irgendetwas stimmte nicht: die Klauen waren zu klein, die Körperform untypisch. Ein Blick in das Bestimmungsbuch verriet, es war ein Balkenschröter, der im Volksmund oft „kleiner Hirschkäfer“ genannt wird. So verkehrt lag ich also nicht. Hirschkäfer und Balkenschröter stammen aus der Familie der Schröter und haben eine ähnlich Lebensweise. Die Larven wachsen für 2-3 Jahre im Totholz und ernähren sich davon. Die Erwachsen Käfer bleiben den Bäumen loyal, denn im höheren Alter genießt der Balkenschröter die Säfte der Bäume. Besonders die Geschmacksrichtungen Eiche und Rotbuche sind beliebt.
Als guten Drink bezeichnet das Kleine Wiesenvögelchen hingegen wohl eher den süßen Nektar von Thymian oder Acker-Witwenblume. Das Kleine Wiesenvögelchen ist kein Vogel, der sich an Blumen verköstigt, sondern ein Schmetterling. Dieser lebt in offnen Lebensräumen wie Wiesen, Weiden, Ruderalflächen etc. Besonders große männliche Kleine Wiesenvögelchen verteidigen dort ihr Revier mit den sich darin befindlichen leckersten und besten Futterpflanzen. Zwischen Februar bis November können wir das kleine Wiesenvöglein in meistens 2-3 Generationen fliegen sehen. Einfach schön!
Acker-Wachtelweizen! Versuch einmal, das 10-mal schnell hintereinander zu sagen. Das ist ein richtiger Zungenbrecher! Gleich drei Vertreter der Gattung Wachtelweizen traf ich heute auf meiner Wanderung durch das Mönchgut. Die farbenfrohen Halbschmarotzer sind kaum zu übersehen. Der botanische Gattungsname Melampyrum leitet sich von den griechischen Wörtern melas für „schwarz“, pyros für „Weizen“ ab. Denn, wenn sich früher Wachtelweizensamen, die ähnlich aussehen wie Weizenkörner, in das geerntete Korn schummelten, konnte das zu Mehlvergiftung und Schwarzfärbung des Brotes führen. In den deutschen Namen mogelte sich zusätzlich die Wachtel, da damals außerdem geglaubt wurde, die Wachtel würde die dunklen Samen gerne verspeisen. Auf den Zickerschen Bergen gibt es Acker, Wachtel und Acker-Wachtelweizen! Eigentlich ist die Art nur im Süden Deutschlands verbreitet – welch ein Glück, dass wir dem Acker-Wachtelweizen dennoch ein Zuhause bieten können. In der Roten Liste der Gefäßpflanzen MV ist die Pflanze als stark gefährdet gestuft.
Ihr Bruder der Hain-Wachtelweizen steht hingegen „nur“ auf der Vorwarnliste. Besonders beim Hain-Wachtelweizen, der im Wald des Göhrener Höfts zu finden ist, sticht der Farbkontrast zwischen den violett-blauen Hochblättern und den gelben Blüten ins Auge. Ein zusätzlicher Trick um Bestäuber anzulocken. Um bei der Verbreitung auf Nummer sicher zu gehen, bildet der Hain-Wachtelweizen einen fleischigen Anhang an seinen Samen. Dieser wird gern von Ameisen verzehrt, die dann den ganzen Samen fort tragen und an einem für den Hain-Wachtelweizen günstigen Ort zum keimen ablegen.
Diesen Kniff tut ihm der Wald-Wachtelweizen gleich. Anders als seine Brüder ist er nicht gefährdet und hat keine schön gefärbten Hochblätter. Bei der Ernährung lassen sich die Geschwister, etwas besonders einfallen: mit den Wurzeln bohren sie benachbarte Gräser an, um ihnen so Wasser und Nährstoffe zu entziehen. Während der Wald-Wachtelweizen die Wurzeln der Blaubeere in der Baaber Heide bevorzugt, zapft der Hain-Wachtelweizen gelegentlich Gehölze an. Um extraviel abzweigen zu können, ist die Transpirationsrate des Hain-Wachtelweizens besonders hoch. Das heißt, die Saugkraft wird maximiert. Die Pflanzenwelt steckt voller Tricks und Ideen!
„Achtung! Achtung! Ich bin nicht zum Verzehr geeignet! Ich wiederhole, ich bin nicht zum Verzehr geeignet!“ So oder so ähnlich warnte mich der Gemeine Widderbock, damit ich ihn nicht verspeise. Dabei hatte ich das gar nicht vor. Für andere Fressfeinde ist das schwarz-gelbe Kleid jedoch eine eindeutige Botschaft. Der Gemeine Widderbock ahmt nämlich das Warnsignal der Wespen nach, denn so wirklich gefährlich wird der Widderbock – auch Wespenbock genannt – nicht. Ziemlich raffinierte Abschreckungstaktik! Und anscheinend wirkt sie ganz gut. Der Gemeine Widderbock kommt überall in Deutschland vor und ist dabei nicht selten. Dieses Exemplar hier trieb sich auf den Bürgersteigen Göhrens herum, als ich zu einer Wanderung aufbrechen wollte. Am wohlsten fühlen sich die Käfer jedoch auf Doldenblütlern, Weißdorn und an Totholz von Laubbäumen. Die Larven entwickeln sich anfangs zwischen Borke und Holz und fressen sich dann immer tiefer ins Holz hinein. Ganze zwei Jahre geht das so bis sie endlich Erwachsen sind.
Zwar nicht in einen gelb-schwarzen Mantel gehüllt, aber ebenfalls kaum zu übersehen ist der Violette Ölkäfer, auch Blauer Maiwurm genannt. Der Hinterleib dieser flugunfähigen Käfer ist so groß, dass die verkürzten Flügeldecken ihn kaum bedecken. Innerhalb des Hinterleibes können sich im Extremfall bis zu 10.000 Eier befinden! Ihren Nachwuchs und ihr Leben verteidigen die Ölkäfer mit Hilfe eines Giftes, das sie aus Poren an ihren Beingelenken austreten lassen können. Ebendort bilden sich oftmals „Öltröpfchen“, denen der Käfer seinen Namen verdankt. Diesen „Öltröpfchen“ will mensch nicht zu nahe kommen! Das Gift Cantharidin wirkt so stark, dass es früher in der Medizin und für Giftmorde verwendet wurde. Aber nicht nur das Gift macht den Violetten Ölkäfer interessant. Sein Leben ist äußerst ereignisreich. Das Dasein des Käfers beginnt als Ei im Boden in Gegenwart mehrerer tausend Geschwister. Als Larven verlassen diese den Boden und erklimmen die Blütenstände. Dort warten sie auf verschiedene Wildbienenarten, die sie gefälligst mit zu ihrem neuen Zuhause nehmen sollen! Das klappt nicht immer. Die Verlustraten sind hoch. Falls eine geeignete Wildbiene vorbei kommt wird sich wagemutig an deren Bein festgeklammert, um sich zu ihrem Nest transportieren zu lassen. Dort angekommen fressen die Käferlarven die gesamte Vorratskammer samt Larve der Solitärbiene auf und verpuppen sich. Zwischen März bis Mai des nächsten Jahres schlüpft dann der fertige „Maiwurm“. Einige davon sind gerade am Waldrand des Göhrener Höfts in Höhe des alten Postweges nach Middelhagen unterwegs.
Nein, aber genau das glaubten viele Menschen in früheren Zeiten, wenn sie den Fruchtstand einer Kuhschelle sahen. Der seidig glänzende Schopf verlieh der Pflanze eine unheimliche Aura. Heute ist die Wiesen-Kuhschelle, auch Küchenschelle genannt, der absolute Star auf dem Dünenabschnitt zwischen Göhren und Baabe. Ihren Namen verdankt das Hahnenfußgewächs der Form seiner halb geschlossenen Blüten die an Glöckchen oder an eine Kuhschelle erinnern. Die Verniedlichungsform des Wortes Kuh – „Kühchen“ – hat der Pflanze den Namen „Küchen“-Schelle eingehandelt. Es wird also niemand in der Küche verhauen und es klingelt auch nichts beim Kochen. In Mecklenburg-Vorpommern kommt die Wiesen-Kuhschelle in lichten Kiefernwäldern, Küsten- und Binnendünen sowie auf Magerrasen vor. Durch Nährstoffeinträge und Lebensraumverlust ist sie extrem selten geworden. In der Rote Liste Mecklenburg-Vorpommern ist die Wiesen-Kuhschelle deshalb als stark gefährdet gestuft. Welch ein Glück also, dass wir diese Rarität noch bei uns bestaunen dürfen
Die Insel Rügen ist seit 8.000 Jahren besiedelt, konnte sich aber trotzdem im Laufe der Zeit ihre natürliche Ursprünglichkeit bewahren.
Zu Beginn des 19. Jh. kam Wilhelm Malte I. nach Rügen, gründete Putbus, erbaute zahlreiche Gebäude im für die Insel untypischen klassizistischen Stil und war Mitbegründer des Bädertourismus. Mit dem Bau des Rügendamms 1936 stand der weiteren touristischen Erschließung Rügens nichts mehr im Weg. So wurde im selben Jahr der „Koloss von Rügen“, das KdF-Bad in Prora im Rohbau fertig gestellt jedoch durch den Kriegsbeginn wurde der Bau nie beendet. In den Jahren der DDR wurde Rügen zunehmend zur wichtigsten touristischen Destination der Ostdeutschen. Seit der Wiedervereinigung 1990 gehört Rügen zu den beliebtesten Ferienregionen Deutschlands. So hat sich die Anzahl der Übernachtungen in den letzten 15 Jahren fast verdreifacht. Der Tourismus auf Rügen hat heute in seiner Bedeutung sogar den starken traditionellen Wirtschaftszweigen wie Landwirtschaft und Fischerei den Rang abgelaufen. Mit einer Fläche von 975 km² ist Rügen die größte Insel Deutschlands. Trotzdem liegt kein Ort auf der Insel weiter als 7 km von der Küste entfernt. Von der 570 km langen Küstenlinie sind mehr als 60 km feinsandige, nahezu karibisch anmutende, stellenweise bis zu 100 Meter breite Badestrände, die bei bis zu 11 Sonnenstunden am Tag im Sommer zum Erholen einladen. Rügen ist eine Insel der Gegensätze, so findet man die berühmten zerklüfteten Kreidefelsen, mit 80 Millionen Jahren Entstehungsgeschichte, am steil aufragenden Hochufer gleich neben flachen feinen Sandstränden, saftigen grünen Wiesen und geheimnisvoll anmutenden Seen in zauberhaften Wäldern, stille Dörfer unweit stolzer Schlösser. Das gesunde Reizklima fördert das Wohlbefinden und lädt zur aktiven Urlaubsgestaltung ein. So kann man neben Tagen am Strand auch bei Stunden kultureller Vielfalt, sowie bei Aktivurlaub mit Radtouren, Segeltörns und Golf entspannen. Rügen besitzt eine große Anzahl an Naturschutzgebieten von internationaler Bedeutung mit einer außergewöhnlichen Flora und Fauna. Über den Süden der Insel führt die Deutsche Bäderstraße als ein Teil der Deutschen Alleenstraße und verläuft durch Garz und Putbus bis ins Ostseebad Sellin.