Eine Sonnenbank für Echsen

7. August 2007

Artikel der Ostseezeitung vom 07.08.2007:

Urlaubskinder haben eine Trockenmauer für Reptilien gebaut. Bei anderen Projekten geht es um Meeresbewohner, Fledermäuse und Schwalben.

Göhren. Hat Rügen nicht genügend Steine, dass sie noch zu künstlichen Trockenmauern bewegt werden müssen? Diese Frage stellt sich angesichts eines Projektes, bei dem Discover Rügen mit seinen Partnern eine Woche solche speziellen Maßnahmen umsetzt. Bernd Hoppmann, Ranger im Biosphärenreservat und Partner von Discover Rügen, weiß es besser: „Selbst die Steine am Feldrand werden heute oftmals abgeräumt und verarbeitet. Dadurch fehlt Reptilien und anderen Kleinlebewesen, wie Echsen, der Lebensraum. Die ziehen sich aber unter oder auf die Steine zurück und leben mit der gespeicherten Wärme.“

Projektleiterin Nicole Hofmann hat daher für den Family-Club im Beach-Camp der AVR Steine organisiert. Die AVR Ferienanlagen in Göhren verbindet schon seit vier Jahren den Urlaub ihrer Gäste mit Partnerprojekten im Umweltschutz. „Eine Win-Win-Situation für alle“, hat es Geschäftsführer Georg Heissler bezeichnet und in diesem Jahr das Meereskundemuseum Stralsund mit ins Boot geholt.

Annika, Marie, Sandra, Tim und einige andere Urlauberkinder graben vor Ort jedoch ganz praktisch zuerst ein Loch in den Hang. Danach stampfen sie dies zusammen mit kleinen Geröllsteinen fest. Direkt daneben steht schon eine kleine Station für Insekten. Am Tag davor ist bereits ein Tastpfad mit anderen Kindern entstanden. Jetzt schleppen Kinder und Erwachsene Stein um Stein in die vorbereitete Schräge und füllen größere Zwischenräume mit kleinen Steinen aus.

„Echsen werden zuerst kommen, dann vielleicht Nattern“, hat die Geografin, heute tätig in der Umweltbildung, den Kindern erklärt. „Die schlüpfen dann in die Löcher oder liegen auf den Steinen zum Sonnen.“ Mit Eifer sind die Kinder dabei. Wie Tim: „Ich würde gerne sehen, wenn die ersten Reptilien sich hier sonnen“, sagt er und versenkt einen Stein. Annika geht das auch so, doch sie verlässt Rügen bald und wird erst kommendes Jahr sehen, was aus der Trockenmauer in Strandnähe geworden ist. Spannend findet sie es allemal, statt nur am Strand zu liegen, was dieses Jahr sowieso kaum möglich war.

„Es wird ein kleines Mikroklima für wechselwarme Tiere“, erläutert Bernd Hoppmann ganz kindgerecht die Ergebnisse der Aktion. Er führt auch in freier Wildbahn Urlauber zu Reptilien. Auf dem Mönchgut werden in diesem Jahr erstmalig gemeinsam mit Rügen Discover und den sogenannten Urlaubsrangern Reptilien und Schlangen erfasst. Eine Arbeit, die nur zusammen mit interessierten Gästen funktioniert, weil sie sehr arbeitsintensiv ist, wissen alle.

Meeresbewohner, aber auch Schwalben und Fledermäuse stehen zusammen mit dem NABU, dem Meereskundemuseum und der Biosphärenverwaltung diese Woche auf dem Programm. Am Ende erhalten einige schwalbenfreundliche Häuser in Göhren nach einer Exkursion durch das Kurbad sogar eine Anerkennung durch Verbände und Urlaubsranger.

Von Andreas Küstermann

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