Acker-Wachtel…Was?
Jenni Duckwitz 17. Juni 2022
Acker-Wachtelweizen! Versuch einmal, das 10-mal schnell hintereinander zu sagen. Das ist ein richtiger Zungenbrecher! Gleich drei Vertreter der Gattung Wachtelweizen traf ich heute auf meiner Wanderung durch das Mönchgut. Die farbenfrohen Halbschmarotzer sind kaum zu übersehen. Der botanische Gattungsname Melampyrum leitet sich von den griechischen Wörtern melas für „schwarz“, pyros für „Weizen“ ab. Denn, wenn sich früher Wachtelweizensamen, die ähnlich aussehen wie Weizenkörner, in das geerntete Korn schummelten, konnte das zu Mehlvergiftung und Schwarzfärbung des Brotes führen. In den deutschen Namen mogelte sich zusätzlich die Wachtel, da damals außerdem geglaubt wurde, die Wachtel würde die dunklen Samen gerne verspeisen. Auf den Zickerschen Bergen gibt es Acker, Wachtel und Acker-Wachtelweizen! Eigentlich ist die Art nur im Süden Deutschlands verbreitet – welch ein Glück, dass wir dem Acker-Wachtelweizen dennoch ein Zuhause bieten können. In der Roten Liste der Gefäßpflanzen MV ist die Pflanze als stark gefährdet gestuft.
Ihr Bruder der Hain-Wachtelweizen steht hingegen „nur“ auf der Vorwarnliste. Besonders beim Hain-Wachtelweizen, der im Wald des Göhrener Höfts zu finden ist, sticht der Farbkontrast zwischen den violett-blauen Hochblättern und den gelben Blüten ins Auge. Ein zusätzlicher Trick um Bestäuber anzulocken. Um bei der Verbreitung auf Nummer sicher zu gehen, bildet der Hain-Wachtelweizen einen fleischigen Anhang an seinen Samen. Dieser wird gern von Ameisen verzehrt, die dann den ganzen Samen fort tragen und an einem für den Hain-Wachtelweizen günstigen Ort zum keimen ablegen.
Diesen Kniff tut ihm der Wald-Wachtelweizen gleich. Anders als seine Brüder ist er nicht gefährdet und hat keine schön gefärbten Hochblätter. Bei der Ernährung lassen sich die Geschwister, etwas besonders einfallen: mit den Wurzeln bohren sie benachbarte Gräser an, um ihnen so Wasser und Nährstoffe zu entziehen. Während der Wald-Wachtelweizen die Wurzeln der Blaubeere in der Baaber Heide bevorzugt, zapft der Hain-Wachtelweizen gelegentlich Gehölze an. Um extraviel abzweigen zu können, ist die Transpirationsrate des Hain-Wachtelweizens besonders hoch. Das heißt, die Saugkraft wird maximiert. Die Pflanzenwelt steckt voller Tricks und Ideen!
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