Wer ist hier gefährlich?

8. Juni 2022

„Achtung! Achtung! Ich bin nicht zum Verzehr geeignet! Ich wiederhole, ich bin nicht zum Verzehr geeignet!“ So oder so ähnlich warnte mich der Gemeine Widderbock, damit ich ihn nicht verspeise. Dabei hatte ich das gar nicht vor. Für andere Fressfeinde ist das schwarz-gelbe Kleid jedoch eine eindeutige Botschaft. Der Gemeine Widderbock ahmt nämlich das Warnsignal der Wespen nach, denn so wirklich gefährlich wird der Widderbock – auch Wespenbock genannt – nicht. Ziemlich raffinierte Abschreckungstaktik! Und anscheinend wirkt sie ganz gut. Der Gemeine Widderbock kommt überall in Deutschland vor und ist dabei nicht selten. Dieses Exemplar hier trieb sich auf den Bürgersteigen Göhrens herum, als ich zu einer Wanderung aufbrechen wollte. Am wohlsten fühlen sich die Käfer jedoch auf Doldenblütlern, Weißdorn und an Totholz von Laubbäumen. Die Larven entwickeln sich anfangs zwischen Borke und Holz und fressen sich dann immer tiefer ins Holz hinein. Ganze zwei Jahre geht das so bis sie endlich Erwachsen sind.

Zwar nicht in einen gelb-schwarzen Mantel gehüllt, aber ebenfalls kaum zu übersehen ist der Violette Ölkäfer, auch Blauer Maiwurm genannt. Der Hinterleib dieser flugunfähigen Käfer ist so groß, dass die verkürzten Flügeldecken ihn kaum bedecken. Innerhalb des Hinterleibes können sich im Extremfall bis zu 10.000 Eier befinden! Ihren Nachwuchs und ihr Leben verteidigen die Ölkäfer mit Hilfe eines Giftes, das sie aus Poren an ihren Beingelenken austreten lassen können. Ebendort bilden sich oftmals „Öltröpfchen“, denen der Käfer seinen Namen verdankt. Diesen „Öltröpfchen“ will mensch nicht zu nahe kommen! Das Gift Cantharidin wirkt so stark, dass es früher in der Medizin und für Giftmorde verwendet wurde. Aber nicht nur das Gift macht den Violetten Ölkäfer interessant. Sein Leben ist äußerst ereignisreich. Das Dasein des Käfers beginnt als Ei im Boden in Gegenwart mehrerer tausend Geschwister. Als Larven verlassen diese den Boden und erklimmen die Blütenstände. Dort warten sie auf verschiedene Wildbienenarten, die sie gefälligst mit zu ihrem neuen Zuhause nehmen sollen! Das klappt nicht immer. Die Verlustraten sind hoch. Falls eine geeignete Wildbiene vorbei kommt wird sich wagemutig an deren Bein festgeklammert, um sich zu ihrem Nest transportieren zu lassen. Dort angekommen fressen die Käferlarven die gesamte Vorratskammer samt Larve der Solitärbiene auf und verpuppen sich. Zwischen März bis Mai des nächsten Jahres schlüpft dann der fertige „Maiwurm“. Einige davon sind gerade am Waldrand des Göhrener Höfts in Höhe des alten Postweges nach Middelhagen unterwegs. 

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